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Wie kann ich endlich glücklich sein?

Vom Mut, das eigene Glück in die Hand zu nehmen

Der Arzt und Psychotherapeut Alfred Adler vertrat die Sichtweise, dass jeder Mensch seinen Lebensstil (seine Sichtweise auf die Welt und Art sein Leben zu leben) bewusst wählt und es lediglich eine Frage unseres Mutes ist, ob wir uns verändern oder nicht.

Seine Theorie widerspricht dem Traumakonzept insofern, als dass sie besagt wir würden nicht unter einer bestimmten Erfahrung leiden, die uns im Leben behindert, sondern unter der Bedeutung die wir ihm geben. Seine Sichtweise erinnert an die 3 Pfeile des Leidens, von denen ich bereits in einem früheren Artikel berichtete. 

Nach der Theorie Adler´s stellen wir unseren Mut auf die Probe, sobald es um Veränderungen in unserem Leben geht: Wir schwanken zwischen der Angst vor der Veränderung auf der einen Seite und einer möglichen Enttäuschung über die ausbleibende Veränderung auf der anderen Seite. In der Systemik wird dieses Phänomen als Ambivalenz zwischen Bewahren und Verändern beschrieben und gleicht einer Art Wippe, auf der wir zur einen oder anderen Seite tendieren und uns zerrissen fühlen solange wir zwischen beiden Polen stehen. Diese Ambivalenz und Zerrissenheit führt häufig zum Leiden.

Um diese simple These von Adler nachzuvollziehen, müssen wir seine theoretischen Ansätze genauer betrachten:
Seine Theorie besagt, dass Einsamkeit nicht mit Alleinsein gleichzusetzen ist, sondern vielmehr ein Gefühl ist welches entsteht, wenn man Menschen um sich hat und sich dennoch im Innern ausgeschlossen fühlt. Würden wir als einziges menschliches Wesen im ganzen Universum existieren, würden wir dieses Problem nicht haben. Doch da dies nicht möglich ist, würden alle Probleme aus unseren zwischenmenschlichen Beziehungen resultieren.

Nach Adler kommt jeder Mensch als hilfloses Wesen zur Welt, sein Überleben hängt von seiner Umwelt ab. Demnach kommen wir alle mit einem angeborenen Streben nach Überlegenheit zur Welt, was bedeutet wir streben danach über uns hinauszuwachsen, nach einem Idealzustand. Das ist unser Antrieb dafür, laufen zu lernen, selbstständig zu werden und stets über uns hinauszuwachsen. Dieser Drang ist somit erst einmal ein gesunder Antriebsmotor. Ein Minderwertigkeitsgefühl entsteht als subjektives Werturteil im Vergleich mit anderen. Wir befinden uns alle auf dem Spielfeld des Lebens und laufen in die gleiche Richtung, von unterschiedlichen Standpunkten aus und unterschiedlich schnell. Wenn wir uns vergleichen, sehen wir an anderen meist die Dinge die wir bei uns noch nicht entwickelt haben. Es ist also ein Vergleich mit unserem eigenen Idealzustand, wie wir gerne wären. Daraus entsteht das Minderwertigkeitsgefühl und kann zunächst als normaler Ansporn verstanden werden, diesen Idealzustand anzustreben, die nächsten Entwicklungsschritte zu machen und somit zu wachsen. Wenn uns zum nächsten Schritt allerdings der Mut fehlt, dann fangen wir laut Adler an, unser Minderwertigkeitsgefühl als Ausrede zu nutzen und geraten in einen Minderwertigkeitskomplex. Dann fällen wir Aussagen wie „weil A so ist, kann B nicht geschehen“. Wir beginnen in Kausalitäten zudenken und uns verbal in Schranken zu halten- wir könnten es eh nicht, wir waren schon immer so usw. Doch laut Adler sind das alles Ausreden dafür, dass uns der Mut zur Veränderung fehlt, eine Möglichkeit um in unserer Komfortzone zu bleiben und unser Verhalten vor uns und anderen zu rechtfertigen.

Laut Adler verfolgen wir also immer ein Ziel mit unserem Verhalten, auch mit unseren Ausreden. Sei es z.B. der Angst davor verletzt zu werden, weshalb wir keine feste Beziehung eingehen, uns anderen Menschen gegenüber nicht öffnen oder der Angst davor zu versagen, weshalb wir eine Aufgabe erst gar nicht angehen. Somit liegt die Verantwortung für unser Leben stets bei uns selbst, was uns auch zum Schöpfer unserer Wirklichkeit macht.

Zudem besagt die Theorie, dass wir alle lediglich Mitstreiter sind, Mitmenschen auf dem Spielfeld des Lebens. In gesunder Weise spornt uns unser Vergleich mit anderen zu unserem eigenen Wachstum an. Neid, Eifersucht, Sehnsucht... Diese Gefühle sind allesamt Ausdruck eines Minderwertigkeitsgefühls, das aus dem Vergleich mit jemandem entsteht, der etwas hat oder kann was wir noch nicht haben. Es lohnt sich nicht in den Wett- oder Machtkampf mit anderen Personen zu gehen, denn dieser bringt uns nicht in unserer eigenen Entwicklung weiter. Es geht nicht darum zu gewinnen. Jede Anfeindung einer anderen Person, hat ausschließlich etwas mit ihr selbst zu tun. Man sollte nicht darauf reagieren, sondern auf seine eigene Entwicklung fokussiert bleiben und die Verantwortung für das Leben der anderen Person bei dieser belassen. Recht haben wollen ist immer ein Machtkampf, weil man gewinnen möchte. Fehler zugeben und sich entschuldigen zu können ist keine Form der Niederlage. Sondern ein Zeichen für inneres Wachstum. Solange man im Außen bleibt, bleibt man in seiner Komfortzone. Erst die Selbstreflexion ermöglicht persönliche Entwicklung.

 

Der Vergleich mit anderen spornt uns also zur Weiterentwicklung an, er zeigt uns welche Ziele wir als nächstes haben können. Ziele sind immer nur Wegpunkte auf unserer Lebenslinie, die Lebenslinie an sich verläuft immer weiter. Wir kommen nie an, wir streben immer danach über uns hinauszuwachsen und uns weiterzuentwickeln. Es geht darum die Momente im Jetzt zu leben und zur besten Version seiner Selbst zu werden. Die Mitmenschen sind lediglich ein Spiegel für unsere Wünsche, sie können uns zeigen was wir uns erträumen und wie wir es erreichen könnten.

 

Den Mut dazu, unsere Ängste zu überwinden, den nächsten Schritt zu machen, hinzufallen und und wieder auszurichten- den Mut müssen wir selbst entwickeln. Herausforderungen sind da um an ihnen zu wachsen.

 

Also halte Dich nicht mit Wettkämpfen, Symptomen oder Ängsten auf- finde in Deine Kraft und entwickel den Mut weiterzugehen. Und wie ein Baum emporzuwachsen- Du kannst Dein Glück selbst kreieren...